Man schrieb das Jahr ADCCCLXXIV A.D. (1874 )
Der Deutsche Krieg, im Jahre 1866, lag noch keine 8 Jahre zurück. Aus der Niederlage Österreichs und des mit ihm verbündeten Bayern warnach der Schlacht bei Königsgrätz die Einigung Deutschlands, unter der Führung Preußens, hervorgegangen.
Der Deutsch-Französische Krieg, von 1870 / 71, mit seinen großen Schlachten bei Metz, Sedan, Wörth und Orleans war mit dem Frieden von Frankfurt, im Mai 1871, beendet worden.
Ismaninger Feldsoldaten beider Kriege, die das Glück hatten, unbeschadet oder zumindest nur verwundet in die Heimat zurückkehren zu können, beschlossen die Kameradschaft, die in den Stunden des Schreckens und der Angst geboren war, auch in Friedenszeiten im Vereinsleben weiterzutragen. Sie wollten ein Zeichen setzen und ihrer gefallenen Kameraden gedenken.
Durch diesen Gedanken wurde der Krieger- und Veteranenverein ins Leben gerufen.
Bis zum Jahre 1953 sind nur noch sehr wenige Vereinsunterlagen vorhanden. Aus diesem Grund sind viele Ereignisse nicht mehr im Detail nachvollziehbar. Auszüge aus den Protokollen wurden in der Chronik im genauen Wortlaut wiedergegeben, um so den damaligen Zeitgeist wiederzuspiegeln. Gründungsmitglieder waren, soweit noch bekannt, der 1. Vorstand Franz Dasch, Fähnrich JohannEckardt, * Vereinsdiener Franz Demmel, Josef Pflanzelter, Georg Stritzl, Jose Deller, Sebastian Fröhlich und Michael Hagn.
Franz Dasch leitete den Verein über einen Zeitraum von 27 Jahren.
Am 23. Juli 1899 errichtete die Gemeinde Ismaning, zu Ehren der Kriegsteilnehmern und Gefallenen der Feldzüge 1866 und 1870 / 71, neben der Ismaninger Pfarrkirche ein Kriegerdenkmal.
Auf dem Mahnmal sind drei Tafeln mit den Namen der Feldzugsteilnehmer und Gefallenen angebracht.
Im Jahre 1901 übernahm Johann Huber das Amt des 1.Vorstandes.
Am 1. August 1914 trat Deutschland, mit der Generalmobilmachung und einer Kriegserklärung an Rußland, in den 1. Weltkrieg ein. Waren im Feldzug 1870 / 71 zwei Ismaninger Soldaten auf den Schlachtfeldern geblieben, so forderte der 1. Weltkrieg schon einen ungleich höheren Blutzoll. Bei den Kämpfen um Verdun, an Marne und Somme, in Galizien und an zahllosen anderen Kriegsschauplätzen verloren 98 Ismaninger Männer ihr Leben.
Simon Haller löste im Jahr 1919 Johann Huber, als 1.Vorstand, ab und blieb Vorstand bis zum Jahre 1945.
In seine Amtszeit fiel das 50 jährige Gründungsfest, sowie die Enthüllung des Kriegerdenkmals am Schloß, am 25. Mai 1924. Das Mahnmal wurde zum Gedenken an die Opfer des 1.Weltkrieges errichtet. Der wuchtige Sockel mit den Namen der Toten wird von einer dreiköpfigen Löwengruppe gekrönt. Eines der Tiere liegt verwundet am Boden. Der künstlerische Entwurf stammt von Prof. Richard Riemerschmid, die Ausführung der Steinmetzarbeiten erfolgte durch R. Geschwender. Anläßlich der Enthüllung des Denkmals erfolgte der Wiederbeitritt des Krieger- und Veteranenvereins in den Bayerischen Kriegerbund.
Bildunterschrift zum Kriegerdenkmal in der Festschrift von 1999:
„In stiller Ehrfurcht gedenken wir unserer verstorbenen Mitglieder und werden in ihrem Sinne, zum Wohl des Vereins weiterwirken.
Das Andenken an alle unsere verstorbenen und gefallenen Mitglieder ist uns Verplichtung und Mahnung zugleich “
Im Protokoll vom 10. Januar 1932 ist nachzulesen: Der Verein hat seit dem 25. Mai 1924 ständig mit unverschuldeten Schulden zu kämpfen.
Der Wiedereintritt, anläßlich der Denkmalenthüllung, brachte keine Erleichterung sondern eine sehr große Belastung. Der Kassenbericht des Kassiers, Michael Schweiger, ergab einen Kassenbestand von nur 292,57 Reichsmark. In derJahreshauptversammlung faßten die Mitglieder, daher einstimmig, den Beschluß aus dem Bayerischen Kriegerbund auszutreten.
Allerdings gab es auch erfreuliches zu vermelden. Punkt VII der Tagesordnung betraf die Geselligkeit. ( Originalauszug ):
„Bevor Herr Vorstand die Versammlung beschlossen hatte, gab er noch bekannt, daß die Aktien Löwenbrauerei den Verein mit einem Hektoliter beehrt hat, was die Stimmung erstrecht erhalten hat.“
Am 13. Oktober 1935 wurde festgestellt, daß die Fahne dringend einer Reparatur bedürfe. Um dem Verein keine zu hohen Kosten zu bereiten, gingen Vorstand Simon Haller und Fahnenjunker Mathias Schmid ins Ismaninger Kloster, zur Handarbeitsschwester Klementianis, und brachten ihr Anliegen vor. Die Schwestern zeigten Verständniss und Hilfsbereitschaft. Die Fahne wurde in einer Arbeitszeit von 6 Wochen erneuert. Am 27. Oktober wurde die fertige Fahne, von den Schwestern, in die Kirche gebracht. Sie wurde dort bis zum 10. November, für die Bevölkerung, ausgestellt.
Am 10. November 1935 wurde sie feierlich, mit Musik und ca. 80 Mitgliedern, ins Vereinslokal Schweiger überführt. Die Kosten der Reparatur, für die Fahne, betrugen 350 RM.
Im Oktober 1935 wurden, im Rahmen einer Versammlung, über 40 vom Reichspräsidenten Hindenburg gestiftete Ehrenkreuze für Frontkämpfer, an Mitglieder des Veteranenvereins verliehen.
Die Zeit des Nationalsozialismus spiegelt sich auch in den Protokollen jener Tage wieder. Die Eröffnung, der Versammlung, erfolgte von nunan an mit der Begrüßung: „Sieg Heil“ auf den obersten Führer.
Am 1. September 1939 begann, mit dem Einmarsch Deutscher Truppen in Polen der 2. Weltkrieg. Dieser sollte im Mai 1945 mit der totalen Niederlage Deutschlands sein Ende finden.
Ab 1943 ruhte das Vereinsleben völlig. Nach Kriegsende wurde der Verein von der Besatzungsmacht verboten und aufgelöst.
181 Ismaninger Männer haben, in den Kriegswirren und in Gefangenschaft, auf den Schlachtfeldern Europas, Afrikas und in den Weiten Rußlands, ihr Leben verloren. 89 weitere Soldaten, aus dem Gemeindebereich, gelten seitdem als vermisst.
Die Vorstände des Krieger- und Veteranenvereins von 1874 bis1945 (bilder folge)
* Das Amt des Vereinsdieners gab es bis zum Jahr 1999. Seine Aufgaben bestanden darin, Anschreiben zu verteilen und Beiträge zu kassieren.Nachdem der letzte Vereinsdiener, Josef Lotterschmid, verstorben war wurde dieses Amt nicht mehr besetzt. Gründe hierfür waren modernere Kommunikationstechniken wie z. B. E – Mail, Bankeinzugsverfahren oder Online – Banking.
Im Jahre 1953 fanden sich ehemalige Teilnehmer aus dem 1.und 2. Weltkrieg, im Gasthof Hillebrand, zusammen und erweckten am 1. März den Krieger- und Veteranenverein neu zum Leben.
Neben der Pflege der Kameradschaft sahen sie einen besonderen Sinn für die Wiedergründung darin, immer wieder an die großen Opfer der Weltkriege zu erinnern und den ehemaligen Gegnern die Hand zur Versöhnung zu reichen. Bei der Unterbrechung 1943 betrug die Mitgliederzahl 149. Zwischenzeitlich waren 48 Mitgliederverstorben.
Durch neue Beitritte betrug die Mitgliederzahl bei der ersten Versammlung 121
Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorstand: Johann Eisenreich,
2. Vorstand: Josef Zacherl,
1. Schriftführer: Johann Schäder,
2. Schriftführer: Josef Koppenberger,
Kassier: Ludwig Hillebrand,
Fähnrich: Michael Kellner,
Fahnenbegleiter: Xaver Straßer und Ludwig Rieder,
Vereinsdiener: Sebastian Brandstetter.
Für Beitritte, zum Verein, wurde eine Aufnahmegebühr von 50 Pfennig und ein Monatsbeitrag von 30 Pfennig beschlossen.
Als Vergütung bei der Beerdigung eines Vereinskameraden erhielten der Fahnenträger, sowie seine zwei Begleiter, eine Brotzeit. Diese bestand aus einer Maß Bier, zwei Würsten und zwei Broten.
Am 1. August 1954 feierte der Verein sein 80 jähriges Gründungsfest.
Im November 1954, neun Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, ist im Protokoll nachzulesen: „Weihnachtspäckchen an Ludwig Hungerhuber, in russischer Kriegsgefangenschaft, abgesandt „.
Fast ein Jahr später, am 8. Oktober 1955, beteiligte sich natürlich auch der Veteranenverein am Empfang von Ludwig Hungerhuber, dem letzten Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft, durch die Ismaninger Bevölkerung.
Am 17. Juli 1955, anläßlich der 80 jährigen Gründungsfeierund Fahnenweihe des Krieger- und Soldatenvereins Unterföhring, übernahm der Krieger- und Veteranenverein Ismaning die Patenschaft. Federführend hier für waren die 1. Vorstände Hans Eisenreich und Karl Ganser.
Im Juni 1959 wurde der Monatsbeitrag von 30 auf 40 Pfennigerhöht.
Am 5. Juli 1964 veranstaltete der Verein, mit dem 90 jährigen Gründungsfest, wieder einen großen Festtag.
Am 15. Februar 1965 verstarb der langjährige Fähnrich und 2.Vorstand Michael Kellner. Er hatte 1945 in den Wirren des Zusammenbruchs, die Vereinsfahne vor der Beschlagnahme durch die Besatzungsmacht bewahrt.
Am 20. / 21. Juli 1974 wurde das 100 jährige Bestehen des Krieger- und Veteranenvereins, zusammen mit der Weihe einer neuen Fahne gefeiert.
Anläßlich dieses Jubiläums wurde der Vereinsname in: „Krieger- und Soldatenverein “ umbenannt, um auch Reservisten der Bundeswehr die Mitgliedschaft zu ermöglichen. Die Beitritte neuer Mitglieder, die ihren Wehrdienst in der Bundeswehr abgeleistet hatten, stiegen ab diesem Zeitraum spürbar an.
Schirmherr der Jubiläumsfeier war der 1. Bürgermeister Erich Zeitler.
Im Jahr 1974 wurde ein Jahresbeitrag von 12 DM festgesetzt.
Am 29. Mai 1994 beging der Krieger- und Soldatenverein Ismaning sein 120 jähriges Gründungsfest.
Im Januar 1994 gehörten dem Krieger- und Soldatenverein 295 Mitglieder an. 102 Kameraden waren noch Kriegsteilnehmer des 2.Weltkrieges. 193 Vereinsangehörige hatten ihren Wehrdienst in der Bundeswehr abgeleistet. Mit dabei unsere Patenvereine aus Garching und Ascheim,sowie Mitglieder des IV. Königlich Bayerischen Chevaulegers – Regiment „König“.
Das 125 jährige Jubiläum wurde am Sonntag, dem 06. Juni 1999 gefeiert.
Wie bereits fünf Jahre zuvor, zum 120 jährigen Gründungsfest, übernahm der 1. Bürgermeister von Ismaning, Michael Sedlmair, die Schirmherrschaft.
Der Mitgliederstand, des Krieger- und SoldatenvereinsIsmaning, belief sich in diesem Jahr auf 263. Davon waren 71 Kameraden Kriegsteilnehmer des 2. Weltkriegs.192 Vereinsangehörige hatten ihre Wehrpflicht in der Bundeswehr abgeleistet. Auf der Jahreshauptversammlung wurde beschlossen den Vorstand um das Amt eines Reservistenbeauftragten zu erweitern. Für dieses Amt stellte sich Thomas Helk zur Verfügung.
Das 130 jährige Jubiläum wurde am 25. September 2004 begangen.
Anfang des Jahres 2004 entschloss sich der Vorstand, den Verein über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt zu machen und, eigene Internetseiten zu erstellen.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten bzw. Kinderkrankheiten, geben diese Seiten jetzt ausführlich Auskunft über Sinn und Zweck, Ziele und Aktivitäten dieses Traditionsvereins.
Die Geschehnisse, sind nachzulesen auf der Seite: Rückblick